Exklusion bei der Klassenfahrt

Ich bin in der Spanischklasse meiner Schule. Die Lehrerin hat den Schülern im letzten Schuljahr (da war ich noch nicht auf der Schule) versprochen, dass sie dieses Schuljahr mit ihnen nach Spanien fährt. Als sie dann Ende November dieses Jahres mit der Klasse über die Spanienfahrt gesprochen hat, habe ich gefragt, ob ich auch mit kann. Sie hat einfach nur “Nein” gesagt und sich dann wieder der Klasse gewidmet.

Ich war zuerst perplex und wusste anfangs nicht, was ich denken soll. Ich war noch gar nicht sauer, das kam erst später. Ich konnte es nicht fassen, dass ich nicht mit auf die Spanienfahrt darf und sie nicht einmal auf die Idee gekommen ist, mir Bescheid zu geben. Sie hat im ersten Elternabend über die Fahrt informiert und da wusste sie ja schon, dass sie mich nicht dabei haben will, sie hat aber kein Wort darüber verloren.

Aber es hat nicht lange gedauert, bis ich mich gefangen hatte. Und dann wurde ich wütend. Darüber, dass sie nicht mit mir gesprochen hat. Dass ich anscheinend nicht wichtig bin. Auch meine Schulbegleiterin hat sich sehr aufgeregt, auf solchen Klassenfahrten bilde sich die Klassengemeinschaft, ich werde also nicht integriert. Irgendwann ist die Lehrerin dann zu meiner Schulbegleiterin und mir gekommen. Sie hat wohl gemerkt, dass wir nicht mehr dem Unterricht gefolgt sind. Sie hat dann – das muss man ihr lassen – fast die ganze restliche Zeit der Stunde mit uns geredet. Was sie aber gesagt hat, das hat uns nur noch mehr aufgeregt. Ich habe euch ihre Punkte kurz zusammengefasst. Leider weiß ich nicht mehr alle, es ist ja mittlerweile schon über ein Monat her.

1) Spanien sei nicht rollstuhlgerecht.
2) Es sei ein Zusatzangebot der Schule, ich solle froh sein, dass sie mir mit dem Nachteilsausgleich schon so sehr entgegen gekommen seien und ich mit dem Laptop bei Arbeiten schreiben dürfe.
3) Ich hätte mich vorher informieren müssen, auf welche Schule ich gehe. Sie sei an einer Privatschule gewesen, dort werde alles für Sonderfälle getan. Ich solle doch einfach auf eine Privatschule gehen.
4) Sie plane alles in ihrer Freizeit und werde dafür nicht bezahlt. Sie könne nicht noch mehr Zeit aufbringen, um alles rollstuhlgerecht zu planen. Zudem habe sie keine entsprechende Fortbildung bekommen.

5) Man müsse so schon um jede Kostenübernahme kämpfen, wenn ich mitkäme, würden die Kosten sehr steigen.
6) Sie mache jedes Jahr dieselbe Fahrt, sie gehen ins selbe Hostel etc.

Nach diesem Gespräch war ich noch mehr erschüttert. Ihre Argumente haben meine Schulbegleiterin und mich sprachlos und wütend gemacht. Meine Schulbegleiterin hat auch keine entsprechende Fortbildung bekommen, wie sie mit mir umgehen soll. Aber sie hat ja einen Mund und kann fragen. Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits fast drei Monate auf der Schule, genug Zeit also für meine Spanischlehrerin, mit mir über die Fahrt zu sprechen und zu fragen, was ich brauche und was nicht.
Natürlich bin ich zu Hause gleich ins Internet und habe geschaut, ob Spanien tatsächlich so rollstuhlungeeignet ist. Ich habe nämlich einen entfernten Bekannten, der jedes Jahr in Spanien ist und selbst Rollstuhlfahrer ist. So rollstuhlungerecht kann Spanien also gar nicht sein. Aber gut, die Gegenden unterscheiden sich wahrscheinlich genauso wie das in Deutschland der Fall ist. Nach meinen kurzen Recherchen im Internet wusste ich nicht mehr, was ich denken soll. Spanien ist durchaus in sehr vielen Bereichen rollstuhlgerecht. Eine Sehenswürdigkeit war mir bekannt, die meine Klasse besichtigen wird. Auch dazu habe ich gesucht und festgestellt, dass sie nicht vollkommen rollstuhlgerecht ist, man aber durchaus in die meisten Räume hinein kommt.

Meine Schulbegleiterin und ich haben erst überlegt, ob wir der Spanischlehrerin die Sachen ausdrucken und geben. Uns war klar, dass das für mich nichts mehr ändern wird und ich nicht mit kann, wir wollten ihr aber klar machen, dass wir uns über die Situation in Spanien informiert haben und ihre Behauptung widerlegen können. Zudem wollten wir ihr zeigen, dass sie zukünftig sehr wohl rollstuhlgerechte Klassenausflüge planen kann, wenn sie denn möchte. Wir haben es dann aber doch gelassen. Zugegebenermaßen hatte ich auch Angst, dass sich das negativ auf meine Spanischnote auswirken könne.

Mittlerweile bin ich aber wieder am Überlegen, ob ich das beim nächsten Elternabend nicht doch anspreche. Was würdet ihr tun?

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