Nervenaufreibende Planung meines Praktikums

Nachdem auch mich die Grippe mehrere Woche lahm gelegt hat, melde ich mich nun wieder mit einem neuen Beitrag. In etwas mehr als 24 Stunden ist es so weit. Dann sitze ich im Zug nach Freiburg, dort, aber vor allem in Lörrach habe ich mein zweiwöchiges Schülerpraktikum. Ich bin wirklich sehr gespannt und hoffe, dass alles klappt. Denn im Vorfeld gab es einige Spannungen – positive wie negative.

Das Bewerbungsgespräch war sehr gut. Und das, obwohl ich mich ehrlicherweise nicht sehr darauf vorbereitet habe. Ich hatte in der Zeit viele Klassenarbeiten und einfach keinen Kopf dafür. Umso mehr habe ich mich natürlich dann über die Zusage gefreut.

Aber dann fing die Arbeit erst richtig an.

Hoher Organisationsaufwand für mein Praktikum

Zuallererst musste ich bei der Arbeitsstelle meiner Schulbegleitung nachfragen, ob mich die Schulbegleiterin überhaupt begleiten darf. Schließlich ist es normalerweise ca. eine 30-Stunden-Woche. Beim Praktikum fallen aber viel mehr Stunden an, insgesamt sind es ca. 54 Stunden. Hinzu kommt, dass ich samstags auch Praktikum habe, montags aber nicht. Es sind also auch andere Arbeitstage. Ich war mir aber ziemlich sicher, dass ich von dieser Seite aus keine Schwierigkeiten bekommen werde. Und so war es dann erfreulicherweise auch und die Leiterin sicherte mir zu, dass sie das irgendwie hin bekommen wird.

Werden die Kosten nur für Pflicht-Praktika übernommen?

Nun musste ich also den Antrag bei der Eingliederungshilfe stellen. Denn meine Schulbegleitung hat während des Praktikums mehr Arbeitsstunden. Diese Kosten müssen seitens der Eingliederungshilfe (EGH) übernommen werden, denn sonst kann ich kein Praktikum machen. Die zuständige Mitarbeiterin fragte nach, ob es ein Pflichtpraktikum sei. Ab da hatte ich bis zur Antragsgenehmigung große Bedenken, dass die EGH die Kosten übernimmt. Denn sie würde ja nur nach der Art des Praktikums (Pflicht oder freiwillig) fragen, wenn sie bei einem freiwilligen Praktikum nicht zahlen müssen. Es ist aber ein Pflichtpraktikum und die EGH hat die Kosten problemlos übernommen, worüber ich natürlich sehr erleichtert war.

Dann hat sich die Möglichkeit ergeben, dass ich mein Praktikum um eine weitere Woche verlängern kann. Denn in der Woche vor dem Praktikum ist meine Spanischklasse in Spanien und die Lateiner in Rom, es findet also kein regulärer Unterricht statt und ich müsste in eine andere Klasse. Seitens des Praktikumsbetriebs und der Arbeitsstelle meiner Schulbegleitung sprach nichts gegen eine zweite Woche. Da diese Woche aber freiwillig war, hatte ich die Befürchtung, dass diese Woche nicht übernommen wird. Glücklicherweise hat die EGH aber auch diese Woche ohne Probleme finanziert.

Bei der EGH habe ich nachgefragt, warum die Frage nach der Art des Praktikums gestellt wurde und was passiert wäre, wenn es ein freiwilliges Praktikum gewesen wäre. Eine Antwort habe ich noch nicht bekommen, schreibe hier aber darüber, sobald ich sie habe.

Nicht barrierefreier öffentlicher Nahverkehr

Dienstags fahre ich nach Freiburg und muss deshalb früher losfahren, der entsprechende Bus ist rollstuhlgerecht. Allerdings sind die Busse morgens von Mittwoch bis Samstag nicht rollstuhlgerecht. Abends ist dienstags bis samstags kein Bus rollstuhlgerecht. An diesen Tagen bzw. zu diesen Uhrzeiten muss ich also mit dem DRK zum Bahnhof gebracht werden. Ich habe also bei dem für Schülerbeförderung (also auch für die Sonderbeförderung mit dem DRK) zuständigen Amt für Wirtschaftsförderung und Nahverkehr nachgefragt, ob sie die Kosten übernehmen können. Die Antwort hat mich doppelt überrascht. Zum einen hat die zuständige Mitarbeiterin beim Busunternehmen nachgefragt, ob von Dienstag- bis Samstagmorgen ein rollstuhlgerechter Bus eingesetzt werden kann. Das Busunternehmen hat das auch tatsächlich bejaht und so kann ich mit dem Bus zum Bahnhof fahren. Ich habe mich über diese unkomplizierte Lösung sehr gefreut. Vielleicht sollte ich einfach öfter mal beim Landratsamt anrufen, wenn ein Bus rollstuhlgerecht sein soll 🙂

Zum anderen meinte die Mitarbeiterin, dass das Amt für Wirtschaftsförderung und Nahverkehr für die Fahrten abends vom Bahnhof nach Hause die Fahrtkosten mit dem DRK nicht erstatten dürfe. Es gebe eine Verordnung, in der ausdrücklich stehe, dass die Fahrkosten bei Praktika nicht übernommen werden können. Ich habe mir das entsprechende Dokument schicken lassen. In der Tat darf dieses Amt nur Fahrten zum stundenplanmäßigen Unterricht übernehmen.

Die Mitarbeiterin hat ihre Mail aber auch an meine zuständige Sachbearbeiterin der EGH geschickt und dazu geschrieben, dass die EGH für die Kostenerstattung zuständig sei. Vor ein paar Tagen habe ich auch dazu den positiven Bescheid bekommen.

Große Unterstützung seitens des Praktikumsbetriebes

Glücklicherweise war der Kontakt mit dem Redaktionsleiter von Anfang an sehr gut. Ich habe ihn immer auf dem Laufenden gehalten und er hat mir auch seine Hilfe zugesichert, falls es Probleme mit der Eingliederungshilfe gebe. Zur Not hätte er sich selbst an die EGH gewandt. Über diese Unkompliziertheit und Hilfsbereitschaft habe ich mich sehr gefreut – und tue es immer noch! Auch als es Probleme mit der Bahn gab, hat er mir sehr geholfen und zum Schluss sogar angeboten, dass mich jemand aus dem Team vom Bahnhof abholen kann.

Probleme mit der Bahn

Die Hinfahrten anzumelden war kein Problem. Abgesehen davon, dass ich für 10 angemeldete Fahrten über 20 E-Mails von der MSZ bekommen habe. Das liegt daran, dass man neuerdings von der MSZ eine Anmeldebestätigung bekommt und dann, wenn alle zuständigen Stellen zugesagt haben, eine Reservierung. In der Reservierung steht dann bei den Hilfeleistungen „zugestimmt“. Aber das ist ein anderes Thema, auf das ich in einem anderen Beitrag intensiver eingehen werde.

Die Rückfahrten allerdings stellten ein Problem dar. Ich bekam folgende Rückmeldung der MSZ: „Eine Anmeldung der Rückfahrten ist zur Zeit leider nicht möglich, da momentan der Aufzug am Gleis 1 am Bahnhof Lörrach defekt ist. Nach Rücksprache mit der 3-S-Zentrale ist nicht bekannt, wann der Aufzug wieder in Betrieb geht. Bitte senden Sie uns die Anfrage für Ihre Rückfahrten Ende der nächsten Woche noch einmal zu, damit wir dann prüfen können, ob die Fahrten durchgeführt werden können.“ Ich wusste nicht, ob ich schreien oder weinen sollte. Denn im ersten Moment habe ich gedacht, das Praktikum fällt ins Wasser. Aber nach kurzem Blick auf den Fahrplan habe ich festgestellt, dass es in Lörrach mehrere Bahnhöfe gibt. Warum hat mich die MSZ nicht gefragt, ob ich an einem der anderen Bahnhöfe aussteigen möchte? Das ist doch ihr Job! Zusammen mit vielen anderen Fragen werde ich mich damit an die DB wenden und euch über die Antworten in einem neuen Beitrag berichten.

Nach einigem Hin und Her hat letztendlich aber alles geklappt.

Jetzt musste ich die Verbindungen nur noch an die Schweizer Bahn melden. Denn ich fahre von Basel aus mit einem Schweizer Zug und sobald es ein anderes Unternehmen als die DB ist, meldet die MSZ die Hilfeleistungen nicht an. Die Anmeldung bei der Schweizer Bahn lief problemlos – wie gewohnt bei den Schweizern.

S-Bahn fällt aus – Streik in Freiburg

Zu guter Letzt habe ich vor ein paar Tagen in der Zeitung gelesen, dass ver.di in Freiburg die S-Bahnen und Busse bestreikt. Zuerst habe ich mir nichts weiter dabei gedacht, aber dann ist mir plötzlich aufgegangen, dass ich am Streiktag selbst nach Freiburg fahre. Ich wusste noch vage, dass die Strecke vom Bahnhof zum Verlagsbüro relativ lang ist und dass ich deshalb mit der S-Bahn fahren wollte. Und flugs war die Aufregung in mir wieder da, ich spürte, wie mein Herz stolperte und hatte schon innerlich das Bild vor den Augen, wie ich am Bahnhof sitze und nicht weiterkomme. Ein guter Freund hat mich aber beruhigt und mich auf die Idee eines Taxis gebracht. Ja, so etwas gibt es auch. Wie heißt das Sprichwort so schön? Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Ich habe dann erst einmal nachgeschaut, wie lang die Strecke zu Fuß ist, es sind ca. zwei Kilometer und laut Google Maps dauert der Fußweg eine halbe Stunde. Da ich aber eine Stunde vor Arbeitsbeginn ankomme, passt das also. Ich hoffe nur, dass meine Schulbegleiterin gut zu Fuß ist. Für mich ist die Strecke ja kein Problem 😉

Deutschland ist nicht vollkommen inklusiv

Mir hat die Planung meines Praktikums gezeigt, dass es noch lange dauern wird, bis wir ein so barrierefreies und inklusives Deutschland haben, dass Menschen mit Behinderung keinen Mehraufwand bei den Vorbereitungen eines Praktikums haben als ihre nichtbehinderten Mitmenschen. Dass es aber viele gibt, die uns zur Seite stehen und unterstützen und für die Inklusion keine Phrase, sondern eine Einstellung ist, gibt mir Hoffnung, dass es irgendwann gelingen wird.

Ich berichte euch natürlich, wie mein Praktikum gelaufen ist. Und wenn ich es recht bedenke: nachdem sich die vielen Aufregungen letztendlich alle gelöst haben, bin ich eigentlich ganz guter Dinge und freue mich auf die nächsten zwei Wochen.

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